Das letzte Wochenende war für mich – aus Sicht eines begeisterten X-Wing-Spielers – das zwar nicht erfolgreichste, wohl aber grandios-epischte Wochenende seit Beginn meiner Spielerkarriere. Ein ganzes Wochenende voller Spiel, Spaß und Spannung. Mit vielen absolut coolen Leuten die das Spiel vielleicht sogar noch mehr lieben als ich 😉
Samstag : X-Wing-RPG-Kampagne in Coburg
Den 5. April und damit Samstag verbrachte ich bei meinem angestammten X-Wing-Spielkreis in Coburg. Dort beim monatlichen Spieletreff des FiS e.V. im Jugendzentrum Coburg (wo auch das Turnier vor 3 Wochen stattfand, welches mir noch in bester Erinnerung war) hatte Organisator Benjamin „Falkenherr“ eine X-Wing-RPG-Story-Kampagne angeboten, die neben mir auch mein Weggefährte und Lehrmeister Christian sowie Dominik ausprobieren wollten. Dabei durchlaufen die Spieler beziehungsweise die von ihnen verkörperten Piloten eine ganze Reihe von zusammenhängenden Missionen, bei der sie sich vom absoluten Akademie-Neuling hin zum „Royal Guard“-Elitekämpfer oder Rebellen-Helden entwickeln. Für absolvierte Missionen gibt es dabei Erfahrungspunkte, für die man sich wie in einem P&P-Rollenspiel neue Gruppenmitglieder, neue Schiffe, neue Ausrüstungen und natürlich Level-Aufstiege mit neuen Fähigkeiten kaufen kann. Richtig spannend wird es, weil zum Einen jeder Charakter für sich selbst eigene geheime Ziele verfolgt und zum Anderen weil man den Verlauf der Kampagne beeinflussende Entscheidungen treffen darf! Das Schöne ist halt, dass man nicht immer zwangsläufig den Gegner von der Platte pusten muss, sondern seine Erfahrungspunkte durch erfüllte storyrelevante Ziele bekommt.
Wir starteten allesamt als Kadetten des Imperiums und flogen erst einige leichte Übungsmissionen (Zielanflüge & Parcour-Wettrennen – Ohne Kämpfe aber überraschend spannend!), bevor sich mein Charakter den Rebellen anschloss und alle Informationen verriet. Der darauf folgende Großangriff wurde eingeleitet mit einer spannenden Aufklärungsmission, in der mein übergelaufener TIE, ein HWK und ein Y-Wing versuchten die Sensoren der imperialen Akademie umzuprogrammieren, während meine ehemaligen „Klassenkameraden“ gerade eine Patrouille im Sektor absolvierten. Überaus knapp konnte mein Aufklärungstrupp die feindlichen Linien durchbrechen und leitete den Großangriff der Rebellen gegen die Imperiale Akademie ein. Die Akademie wurde mit Lambda-Shuttles evakuiert und von meiner X-Wing-Gruppe (inklusive meinem teuer erkauften Gruppenmitglied Biggs) gejagt, doch dann erreicht mich ein Funkspruch: Ein Spion und potentieller Überläufer war in einer der Fähren versteckt. Ich hatte hier die Entscheidung, entweder zu versuchen möglichst viel Schaden anzurichten und den Spion zu opfern, oder stattdessen den Angriff abzubrechen. Meine Gegner staunten also nicht schlecht, als ich meine Schiffe wendete und so den Spion rettete. Der wurde von Christian gespielt und es war daher für mich vollkommen überraschend, denn wer rechnet denn damit dass der treuste Imperiale plötzlich überläuft? Hier endet die über 2 Kapitel gespielte Story leider schon, aber ich freue mich bereits auf das nächste Mal und bin mir sicher, dass Benjamin weitere spannende Story-Ideen auf Lager hat!
Sonntag: Store Championship Wiesbaden
Wenn ich denn überhaupt eine winzige Kritik äußern müsste, dann dass ich trotz des am nächsten Tag folgenden Turnieres erst in tiefster Nacht im Bett lag – Wir wollten halt einfach nach dem spannenden Auftaktkapitel wissen wie es weitergeht 😀 So schlief ich geschätzte 3 Stunden, um mich dann mit dem ebenfalls völlig übermüdeten Christian auf den Weg ins ferne Wiesbaden zu machen. Dort hatte der Laden „Merlins Spiele und Verspieltes“ zum Store Championship eingeladen und insgesamt 18 Spieler folgten in der Hoffnung auf Ruhm, Ehre und dem Freilos für ein Regional-Turnier. Diesmal spielte ich mit einer ziemlich hochgezüchteten Schwarm-Liste bestehend aus 4 Schwarzstaffel-TIEs mit Veteraneninstinkten, Kreischläufer und einem „Royal Guard“-Interceptor. Also allesamt mindestens mit Pilotenwert 6 und damit – so dachte ich zumindest – ideal im Kampf gegen Listen mit niedrigeren Pilotenwerten.
Das Ziel war klar: Nachdem ich den Geschmack des Sieges vor 3 Wochen gekostet hatte, war eine hervorragende Platzierung Pflicht. Gut, ich schätzte meine Chancen auf den Turniersieg eher niedrig ein – Da hatte mich Christian zuvor mit seiner 4er B-Wing-Liste auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Aber so ein geiles leuchtendes neongelbes Lineal, das wär schon was! Daher war mein Minimalwunschziel der 4. Platz 🙂
10 Uhr war geplanter Start des Turnieres. In 5 Runden nach Schweizer System mit jeweils 75 Minuten Spielzeit sollte der diesjährige Store Champion ermittelt werden. Das Turnier an sich war gut und straff organisiert, leider war es in den Räumlichkeiten ziemlich eng und so mancher Spieltisch arg wackelig. Da der Laden an prominenter Stelle in der Wiesbadener Innenstadt lag und das Turnier mit einem verkaufsoffenen Sonntag zusammenfiel, verirrten sich sogar einige neugierige Besucher rund um die Tische und verfolgten das gesellige Treiben.
Ein eindrucksvoller Start
Mein erstes Spiel führte mich gegen Daniel mit einer 3er X-Wing-Liste. Biggs, Wedge und nicht zuletzt Luke – allesamt ordentlich aufgerüstet – jagten meinen Schwarm kompromisslos übers Spielfeld und schon nach wenigen Spielminuten explodierten meine ersten Jäger. Das Würfelglück schien noch ein wenig zu schlafen und erst in der zweiten Spielhälfte erwachte es, sodass ich letztendlich kurz vor knapp mit 3 dramatisch brennenden TIE-Fightern den letzten X-Wing wegwürfelte. Dank durchgehend höherer Pilotenwerte (Biggs dank Schwarmtaktik von Wedge) und dieser verfluchten Aufrüstungsdroiden war es wirklich eine äußerst knappe Kiste, auch wenn der Endpunktestand von 100:48 es nicht vermuten lässt.
Mein zweites Spiel ließ mich gegen 3 blanke Firespray mit zusammen 99 Punkten unter dem Kommando von Markus antreten. Eigentlich ein echtes Brett gegen einen TIE-Schwarm (man erinnere sich an meine schmerzhaften Erfahrungen in Berlin), aber hier zahlte sich mein höherer Pilotenwert endlich aus und dank perfekter äußerer Umstände in Form von sehr gut platzierten Asteroiden, welche die gegnerische Beweglichkeit einschränkten, und enormen Würfelglück holte ich den Sieg hier relativ zügig heim.
Im dritten Spiel traf mein Schwarm auf die Liste von Jörg. Dieser führte genau dieselben Schiffe wie Markus ins Feld: 3 blanke Firespray für 99 Punkte! Diesmal lagen die Asteroiden ungünstiger, sodass sich meine Flotte aufteilen musste und auch nur durch konsequente Ausweich-Aktionen überlebte, um schließlich kurz vor knapp doch noch den entscheidenden Abschuss zu erzielen. Aber ich möchte zu meinen Lesern ehrlich sein: Ich glaube wenn Jörg eine Firespray nicht versehentlich aus dem Spielfeld geflogen hätte, wäre die Runde mit einem Modified Win für ihn ausgegangen.
Nach drei kräftezehrenden Runden, die eigentlich schon ausgereicht hätten, folgte dann eine etwas längere Pause in welcher Christian und ich uns an den Köstlichkeiten einer türkischen Saftbar erfreuten – Aber Achtung: Ingwer und Kümmelöl zum Karottensaft sind nicht Jedermanns Geschmack 😉
Der zukünftige Weltmeister
Ich gebe zu, nach diesen drei Siegen war ich ein kleinwenig optimistisch und ich schielte auf den Gesamtsieg. Gerade auch, weil ich der felsenfesten Überzeugung war die perfekte Antwort auf die Liste des perfekten Spielers gefunden zu haben: Chris Allroggen. Der ist meiner Meinung nach der aktuell beste deutsche Spieler! Aber auch – und dies muss pflichtbewusst bei der journalistisch anspruchsvollen X-Wing-Berichterstattung des Blogs unbedingt erwähnt werden – der wohl umstrittenste X-Wing.-Spieler in Deutschland. Denn er ist so erfolgreich, dass er die Turniere reihenweise als Erstplatzierter verlässt. Das wäre sicher für niemanden ein Problem, wenn er nicht schon 3 Store Championships hätte und noch weitere folgen sollen – Denn, und hier setzt die Kritik einiger führenden deutschen X-Wing-Spieler an, so wird dem Otto-Normal-Durchschnittsspieler die Gelegenheit genommen das Regionalmeisterschaftsfreilos zu gewinnen. Man kann dieser Argumentation zweifelsohne folgen, ich persönlich muss aber sagen dass ich es eher als persönlichen Gewinn ansehe gegen solch einen herausragenden Spieler anzutreten und von ihm lernen zu können.
Zugegeben, mein großer Traum ist es gegen genau diesen Chris zu gewinne, seitdem ich letztes Jahr in Nürnberg sah wie absolut perfekt er seinen TIE-Schwarm flog. Meine Liste, und das kann ich obschon der folgenden Niederlage sagen, war ausschließlich darauf ausgerichtet genau gegen seine Liste zu bestehen! Der Plan war, ihn direkt zum Kampf zu stellen um dank des höheren Pilotenwertes und Kreischläufers Reroll-Fähigkeit nacheinander die Flieger zu dezimieren. Aber bekanntermaßen funktioniert ja jeder Plan nur bis zum ersten Feindkontakt und so stellte er neben den normalen TIE-Jägern und Kreischläufer auch einen TIE-Bomber mit Angriffsrakete auf. Diese Rakete ist dank ihres Flächenschadens pures Gift für dicht gestaffelte Schwärme wie den Meinigen. So machte ich den Fehler, meine Flotte in zwei 3er-Schwärme aufzuteilen… Die Angriffsrakete zerstörte dann gleich mit einem Schuss meinen ersten Jäger und beschädigte einen weiteren TIE. Dadurch wurde seine zahlenmäßige Überlegenheit immer erdrückender und so hat mich allein der Abschuss eines einzigen Feindschiffes schon mit Stolz erfüllt 🙁 Ich frage mich, und hier sind wieder die richtigen Experten gefragt, ob ich den einzeln fliegenden Bomber lieber hätte konzentriert angreifen sollen, um ihn so vor seiner Schussphase abzuschießen? Könnte das klappen? Aber was nützt all das „hätte“ und „könnte“, im Endeffekt hat er verdient gewonnen weil er einfach mal ein wirklich hervorragender Spieler ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass er auch die Regionalmeisterschaft(en) und die Deutsche Meisterschaft abrocken wird und dann bei der Weltmeisterschaft haushoch den Titel nach Deutschland bringt. Nagelt mich ruhig auf die Aussage fest, ich zweifle keine Sekunde an meinen Worten 😀
Das erst traurige und dann fröhliche Ende
Nach der deutlichen Niederlage folgte sogleich die letzte Runde, diesmal gegen den letztendlich zweitplatzierten Julian. Dieser zog mit Soontir Fel, Carnor Jax und irgendeinem Lambda-Shuttle (bei Turnieren hab ich diesen Schiffstyp noch nie zuvor gesehen!) in die Schlacht. Wieder waren die gegnerischen Pilotenwerte oberhalb der meinigen! Dies rächte sich bitterlich, denn durch die unglaublich agilen gegnerischen Interceptors bekam ich einfach überhaupt keinen Gegner in den Schussbereich. Dank der Spezialfähigkeit von Carnor Jax konnte ich noch nicht mal meine geliebten Ausweich-Aktionen ausführen… Es war ein wahrhaft trauriger Anblick, dass jede Runde ein TIE meiner einst siegreichen Flotte im Feindfeuer explodierte. Dicken Respekt an meinen Gegner!
Aber ich hab in der Abschnittsüberschrift ja noch ein fröhliches Ende versprochen! Um es kurz zu machen: Trotz zwei Niederlagen landete ich letztendlich völlig überraschend auf Platz 4 und erreichte damit mein Minimalwunschziel, endlich ein neongelb-leuchtendes Plastiklineal zu gewinnen – Ich weiß, Nicht-X-Wing-Spieler können einfach nicht verstehen was an so einem simplen Stück Plastik so toll ist 😉 Chris hat dann verdient seine vierte Store Championship in Folge gewonnen und ich sende Ihm hiermit nochmal herzliche Glückwünsche dazu. Ich freue mich schon darauf, beim Nürnberger Regional wieder gegen dich anzutreten und bringe eine neue strenggeheime Anti-Chris-Flotte mit 😀
Gleich Bestellen und nach Hause an den Spieltisch liefern lassen!
Toller Bericht, will mehr davon 😀