Nach dem nun ziemlich unspektakulären Saisonstart (auf die Platzierung bezogen) in Erlangen stand für mich die Rückkehr zu meinen Wurzeln an: Coburg! Dort, vor so ziemlich genau einem Jahr, hatte ich das erste Mal überhaupt X-Wing gespielt. Dort hatte ich zwar nur den letzten Platz erreicht, dafür aber neue Freunde gewonnen (Einen imperialen Gruß an Christian Friedel!) und ein faszinierendes Turnier-Hobby entdeckt.
Am 15. März war es also wieder soweit und ich freute mich schon seit Monaten darauf, hatten sich doch zahlreiche gute Bekannte aus der süddeutschen X-Wing-Szene angemeldet! Unter Anderem mein ganz persönlicher Staffellisten-Berater und X-Wing-Meta-Informant Patrick Riecker!
Der Stargast und sein schlachtentscheidender Fehler
Ganz besonders gefreut hab ich mich aber auf meinen persönlichen Stargast des Wochenendes: Herr Kühnel aus Berlin! Wer meine bisherigen Eventberichte aus der Hauptstadt verfolgt hat weiß, dass mein guter Kumpel seit seinem ersten X-Wing-Spiel nachts um 4 Uhr und dem ersten erfolgreichen Turnier früh um 10 Uhr am selben Tag ein absoluter X-Wing-Fanatiker ist der selbst nach 16 Stunden Clubbing und 2 Promille noch jedes rote Manöver eines HWK-290 wie aus der Pistole geschossen aufsagen kann 🙂
Also ihn Freitag abgeholt, bei viel zu fettigen Hähnchenflügeln einer großen amerikanischen FastFood-Kette über die wirklich elementaren Dinge des Lebens (X-Wing! Was sonst???) und den unwichtigen Rest („Glück im Spiel, Pech in der Liebe“ oder so ähnlich – bitte im folgenden Text bei der Platzierung beachten 😉 ) philosophiert und schließlich ein paar SciFi-Filme zur Einstimmung auf den nächsten Tag geguckt.
Und dann, ja dann machte er den großen Fehler und sagte „Lass uns doch nochmal unsere Listen probespielen“ und nach einigen Stunden Diskussion, ob Schlaf vor einem Turnier nicht doch überbewertet wird, ging das Probespiel los:
Ich trat an mit einer eher klassischen Liste, die ich so ähnlich schon mittelerfolgreich beim Regional in Nürnberg probegespielt hatte: Krassix in seiner Slave-1 mit Aufklärungsexperten und schwerer Laserkanone (46 Punkte), dazu als Eskorte ein Alpha-Interceptor (18 Punkte) und drei Akademie-TIE’s (3 x 12 Punkte). Also genau 100 Punkte.
Mein Kumpel trat dagegen an mit einer hochexperimentellen Liste bestehend aus Jan Ors im HWK-290 mit Blaster, Aufklärungsexperten und Tarnvorrichtung (35 Punkte), „Dutch“ Vander im Y-Wing mit Blaster und R2-D2 (31 Punkte) und schließlich Kyle Katarn in der „Moldy Crow“ mit Blaster, Aufklärungsexperten und Tarnvorrichtung (34 Punkte).
Das Spiel ohne Zeitlimit ging an unser beider körperliche Grenzen und endete nach rund 2 Stunden mit meiner Aufgabe, da ich hoffnungslos zurücklag und der Exitus meines letzten Schiffes nur noch eine Sache von wenigen Runden war… Aber es war einfach interessant zu sehen, wie er perfekt choreografiert sein Spiel begann und immer perfekt in Formation blieb, um sich gegenseitig Feuerschutz zu geben. Ich wusste, wenn ich gegen Herrn Kühnel im Turnier antreten würde, hätte ich ein mächtiges Problem und konnte die restliche, kurze Nacht nicht schlafen da ich mir darüber den Kopf zerbrach 😉
Ankunft und Auslosung
Der nächste Morgen startete dann viel zu früh, aber ganz entspannt im Zeichen von heißen Kaffee, frischen Brötchen und der hitzigen Diskussion, über… Ja worüber eigentlich? Irgendwas mit X-Wing, oder mit Frauen, das Übliche halt… Um 9:30 waren wir vor Ort im Coburger Jugendzentrum, welches wieder mal die perfekte Location für das Turnier darstellte: Ein großer, heller Raum mit genug Platz für die insgesamt 10 Spieltische sowie die Turnierorganisation und saubere Toiletten – Was will man mehr? Leckere belegte Brötchen für nen 50er und kostenlosen Kaffee! Tolle Preise selbst für den letzten Platz! Faire und freundliche Mitspieler! Alles das gab es beim 3. Coburger X-Wing-Turnier, organisiert vom in Szenekreisen hochgeschätzten Benjamin „Falkenherr“.
Gespielt werden sollten 5 Runden auf 100 x 100 cm großen Spielflächen bei 75 Minuten Rundendauer und der Besonderheit, dass es in der 1. Runde nur zwei und in der 2. Runde nur vier Asteroiden gab. Eine ungewöhnliche, wie ich finde aber spannende und nachahmenswerte Idee! Nach einer minimalen Verzögerung, da zwei Teilnehmer letztendlich erfolglos auf sich warten ließen, ging es dann auch fast pünktlich los mit dem Turnier.
Jeder wartete gespannt auf seine Auslosung – Ich traf auf Nico, den ich bereits seit Erlangen in unguter Erfahrung hatte weil mich dort seine Elite-TIE-Liste in einer halben Stunde vollkommen auseinandergenommen hatte 🙁 Auch diesmal wog die Schlacht hin und her, aber überraschenderweise blieb ich trotz zahlreicher brennender Schiffe (jedes Schiff mit 2 Schäden) irgendwie im Spiel. Auch, weil ich respektable Verteidigungswürfe mit meiner neuen Würfeltechnik schaffte: Die Würfel einfach so hoch wie möglich in die Luft werfen und warten was passiert 😉 Nach 75 Minuten dann der finale Showdown: Während mein Firespray irgendwo in den Weiten des Weltalls umherflog, standen meine beiden TIE-Jäger mit je nur noch einem Trefferpunkt genau im Fadenkreuz der gegnerischen Flotte… Da kam das rettende Spielende! Eine Sekunde später, und wir hätten die Kampfphase ausspielen müssen und ich hätte mir ziemlich deutlicher Sicherheit noch diese beiden Raumschiffe verloren, sodass wir beide mit je 54 Punkten Schaden ein Unentschieden bekommen hätten. So aber hatte ich nur 30 Punkte verloren und bekam immerhin den „Modified Win“.
Die Familie Perner
Als nächstes Trat ich an gegen den mir gut bekannten Lars. Zwar hatte ich noch nie gegen ihn gespielt, aber wir kannten uns schon von einigen Treffen bei Spieletreffs und Turnieren. Gegen ihn war es mit Abstand das entspannteste Spiel. Man merkte einfach, dass es ihm nur um den Spaß am Spiel ging und er sich daher auch mal ein paar Sekunden Zeit nahm, als offizieller Turnierschiedsrichter mir ein paar Regeln und Pilotenfähigkeiten zu erklären die ich bis dahin noch nicht kannte. Danke dafür! Er trat übrigens mit einem TIE-Schwarm an, der schon in der zweiten Runde meine Firespray zerschoss und sich anschließend mit meinen übrigen Jägern ein Duell auf engsten Raum lieferte. Der Würfelgott war mir in diesem eigentlich sehr ausgeglichenen Spiel äußerst gnädig, beziehungsweise war er Lars ziemlich ungnädig – Seine fehlgeschlagenen Ausweichwürfe sprengen jede Statistik (1 Ausweichen bei 12 Versuchen!). Am Ende hatte ich noch einen Interceptor und einen TIE, also 30 Punkte) stehen.
Dann ging es gegen meine Wunschgegnerin! Nämlich gegen die Tochter von Lars, die Xenia! Hier gleich erstmal eine Gegendarstellung zum Bericht vom Erlanger Turnier: Sie ist fast schon 12 Jahre als, nicht erst 9! Wer den Bericht aber gelesen hat, weiß dass Xenia die personifizierte Würfelgöttin ist und witzigerweise auch immer besser als ihr Vater abschneidet, so auch dieses Mal mit einer doppelten Falcon-Liste (Han Solo + Chewbacca). Diese war so dermaßen hochgerüstet, dass es zusammen mit ihrem Würfelglück nahezu unmöglich war in einer Kampfrunde mal nicht wenigstens ein paar Punkte Schaden an meinen Schiffen anzurichten. Ihre Bewegungen waren jedoch ein wenig voraussehbar (immer schön am Rand mit langsamer Geschwindigkeit) sodass ich mir beide Schiffe nacheinander vornehmen konnte und das bei minimalen Verlusten: 100 zu 42 stand es nach erstaunlich kurzer Zeit. Aber trotzdessen, diese kindliche Spielfreude über jede gelungene Aktion hat mich sehr beeindruckt und ich wünsche mir seitdem, irgendwann auch mal mit einem eigenen familiären X-Wing-Team vielleicht das 15. oder 20. Coburger X-Wing-Turnier unsicher zu machen 🙂
Emotional aufgeladene Spiele
Danach passierte, was passieren muss: Ich musste mich meinem Angstgegner aus Berlin stellen. Zum Glück hatte ich ja kaum mehr als einem halben Tag zuvor gegen diese Liste gespielt und wusste so, wie ich ihr begegnen musste: Nämlich das Feuer auf die beiden schwächeren HWK-290 konzentrieren, deren Tarnvorrichtung zerstören und dann erst den einen, dann den anderen Raumflieger abschießen. Und erst ganz zum Schluss, wenn noch Zeit war, den Y-Wing der dank R2-D2-Upgrade ja eh seine Schilde wieder aufladen konnte und so viel zu robust war, um gelegentlich aller paar Runden mal einen Angriffswurf zu probieren. Die Schlacht wog hin und her und wurde nicht nur mit Würfeln, sondern auch mit Worten geführt und sicher fühlen sich einige der immer zahlreicheren Zuschauer an ein altes Ehepaar erinnert – Aber hey, mit einem guten Kumpel kann man auch mal deftig reden! Am Ende standen 42 Punkte an eigenen Verlusten, wobei jedes noch lebende Schiff je 2 kritische Schäden hatte!!! Es ist wirklich Glück, da mal keine doppelten Schadenskarten zu ziehen und ich war froh, dass mein Gegner die Karten gemischt hatte damit dieses unwahrscheinliche Kartenglück kein „Geschmäkle“ hinterließ. Angerichtet hatte ich durch den Abschuss der beiden HWK-290 übrigens 69 Schadenspunkte.
Die letzte Runde führte mich dann zu Patrick Riecker. Treue Leser meiner Event-Berichte wissen bereits, um wen es da geht: Einen der besten X-Wing-Spieler im südlichen Deutschland und Namensgeber des berühmten Riecker-Manövers! Mit 2 X-Wing und 2 B-Wing am Start machte ich mir überhaupt keine Hoffnungen auf einen Sieg, hatte ich doch bei Probematches genau gegen solche Aufstellungen immer grandios mit meiner Liste verloren. Eigentlich wollte ich eine total entspannte Runde fliegen und mich nebenbei noch ein wenig mit ihm über unser geliebtes Spiel austauschen – denn er ist einfach ein supernetter Typ mit einem witzigen Akzent – doch dann trat der Organisator Benjamin an unseren Tisch und offenbarte uns, dass wir das Finale austragen. Er hatte insgesamt 20 Siegpunkte, ich 16. Ein Unentschieden oder ein 3-Punkte-„Modified Win“ für mich hätten ihn automatisch zum Turniersieger gekürt, lediglich ein totaler Sieg für mich konnte ihn noch vom sicheren Thron stoßen! Mein Puls ging also ganz schön hoch und ich vergaß erstmal Alles, was ich je über Taktik gewusst hatte: Mit einer trägen Firespray in seine enge X- und B-Wing-Formation reinfliegen ist einfach mal überhaupt nicht klug und noch bevor ich überhaupt irgendwie seine Schiffe ernsthaft ankratzen konnte, war mein stärkstes Schiff mit immerhin 46 der insgesamt 100 Punkte weg… Mit dem erzwungenen konzentrierten Feuer auf seinen Biggs X-Wing war wenigstens dieser rasch vom Feld und es entbrannte ein räumlich konzentrierter Nahkampf am Rande eines Asteroidengürtels. Niemand traute sich, eine seitliche Wende zu machen und so dem Gegner ein wehrloses Ziel zu bieten, stattdessen 180°-Wende, dann grünes Manöver um Stress abzubauen, dann wieder 180°-Wende, dann wieder grünes Manöver… Am Ende lagen die Nerven blank, wir beide waren total durchgeschwitzt, selbst die Zuschauer waren elektrisiert. Am Ende mussten 2 angeschlagene TIE Fighter gegen einen B-Wing antreten und unfassbar viel Würfelglück beim Ausweichen fast jeden Treffers half mir dann meinen ersten Turniersieg zu erringen.
Ein Lob dem Falkenherr
Mit solch einer aus der Not geborenen Liste solch eine Platzierung zu erringen, dass habe ich mir nie zu träumen gewagt und erst als ich die Urkunde und die Medaille mit einer großen 1 drauf in den Händen hielt konnte ich es wirklich fassen. Ein wirklich ergreifender Moment – Immerhin war ich in meinem ziemlich genau 1 Jahr X-Wing-Karriere bis auf eine Ausnahme nie in die obere Hälfte der Tabelle gekommen.
Bei der Siegerehrung gab es dann übrigens einen reichlich gedeckten Gabentisch mit Modellen, Kartenhüllen, Promo-Karten und sogar einer der tollen 100 x 100 cm Spielmatten des Turniers. Jeder durfte sich einen Preis aussuchen, ich nahm übrigens einen B-Wing-Bomber. Desweiteren gab es hochwertige Urkunden und Medaillen für jeden der 20 Teilnehmer. Für die gerade Mal 5 Euro Startgebühr war das wirklich eine fürstliche Preisausschüttung und der würdige Abschluss eines hervorragend organisierten Turnieres. Ich kann nur Jedem dringend empfehlen, beim nächsten Mal daran teilzunehmen!
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