Langsam wird es für mich hier echt schwer, meine Event-Berichte zu verfassen. Der Grund: Immer neue Superlative müssen gefunden werden, da es so scheint als würde jedes Event noch besser als das vorherige… War das letzte Turnierwochenende Anfang April noch „grandios-episch“, dann muss ich dieses Wochenende nun schon als „grandios-phänomenal-deftig“ bezeichnen um bei diesem germanistischen Wettrüsten mithalten zu können 😉
Hunderdorf, idyllisch gelegen am Rande der Republik genau zwischen Regensburg und Passau, war mein Ziel. Denn Florentine und Bastian vom Weltenschatz-Laden hatten geladen zum „In Bayern staubts“-Turnier für das beliebte „Dust Tactics“-System. Ein wahrhaft historisches Turnier für die (ich denke diese geheime Info kann ich ruhig verraten) großen deutschen Dust-Verkäufer. Denn es war das erste Turnier im neuen Ladenlokal, das erste Dust-Turnier in Deutschland in diesem Jahr überhaupt und auch noch das vermutlich letzte Turnier in Deutschland, welches noch nach dem alten Regelwerk gespielt wurde.
Entgegen meiner üblichen Berichte, in denen ich chronologisch vorgehe, möchte ich den Bericht diesmal in zwei Hälften aufteilen: Der Event-Bericht in der ersten Hälfte befasst sich ausschließlich mit dem Turnier am 26. April. Der anschließende Reisebericht in der zweiten Hälfte beschreibt dann die Geschehnisse rund um das Turnier von der Anreise am 24. bis zur Heimfahrt am 27. April.
Event-Bericht 26. April
Schon viel zu lange ist es her, dass ich „Dust Tactics“ gezockt hatte – Wie bei vielen meiner Mitspieler geschah dies zuletzt beim ebenfalls von Florentine und Bastian ausgerichteten Deggendorfer Dust-Turnier in November letzten Jahres. Über die Winterpause war das Interesse, bedingt durch das ewige Hin-und-Her mit dem Firmenwechsel von FFG zu Battlefront und dem Versionswirrwarr, ein wenig erlahmt. Doch als ich die Turnier-Ankündigung las, war ich sofort wieder Feuer und Flamme für meine erste große Tabletop-Liebe. Spielen wollte ich, nach zwei sehr erfolglosen Dust-Turnieren mit den Alliierten, die im Keller verstaubten (erkennt wer den Wortwitz?) und teils sogar noch eingeschweißten SSU-Truppen. Als Reaktion auf die Fliegerdominanz der letztjährigen Turniere war es dabei meine Absicht, mit dem „Mao Zedong“-Flakpanzer und dem „Nastasia“-Flakläufer die gegnerischen Flieger in Schach zu halten. Geschützt vor Fliegern, sollten dann der „Grand’Ma“-Läufer, der „Winter Child“-Supermann sowie zwei Infanterie-Trupps mit angeschlossenem Held bzw. Kommissar in die Offensive gehen und feindliche Bodentruppen vernichten. Vor- und Nachteile waren mir dabei durchaus bewusst: Einerseits hatte ich gute Schadensverteiler, die teilweise auch noch wirklich gut gepanzert waren. Andererseits waren es aber effektiv nur 6 Einheiten, wodurch vermutlich jeder Gegner die zahlenmäßige Überlegenheit hatte und mich ganz klassisch ausaktivieren können würde. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt 😉
Deutscher Meister
Schon gegen 10 Uhr trudelten die ersten Spieler ein und begannen sogleich die gegnerischen Armee-Listen kritisch unter die Lupe zu nehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt war selbst den Veranstaltern nicht ganz klar, wie viele Spieler nun an dem Turnier teilnehmen würden. Kurzfristige Absagen, aber ebenso kurzfristige Zusagen, ließen auf eine Turniergröße zwischen 8 und 12 Spielern hoffen. Letztendlich waren es dann immerhin noch 9 Spieler, die teils von weit her (Darmstadt, Nürnberg, Wimmelburg) angereist waren um in insgesamt 4 Runden zu je 60 Minuten den Sieg zu erringen. Nach der Dominanz der Achsen-Mächte in den letzten beiden Jahren waren diesmal die SSU-Truppen das Maß aller Dinge: Insgesamt 5 Spieler spielten mit den hellbraunen Plastik-Figuren. Jeweils 2 Spieler führten graue Achsen- und olivgrüne Alliierten-Figuren ins Feld.
Da ich ja prinzipiell immer das totale Losglück gepachtet habe, durfte ich gleich in der ersten Runde gegen den amtierenden deutschen Meister Thomas ran im Spielmodus „Geländekontrolle“. Der wie immer höchst sympathische Dialektiker setzte eine alliierte Liste mit zwei Bombern, drei Läufern und zwei „Grim Reapers“-Infanterietrupps ein. Da er im Gegensatz zu mir ein Vollblut-Dustler ist, wusste er genauestens wie er meine Luftabwehr überlisten konnte und so bombardierte er meine Truppen mit erschreckender Präzision. Artillerie-Schläge gaben meiner Truppe den Rest, und so darf ich es schon als Erfolg werten dass ich über die Hälfte seiner Truppen – sogar wenigstens einen Flieger – abschießen konnte.
Positives Karma
Danach war bereits die Mittagspause und die schon zum Turnierbeginn bestellte Pizza / Pasta kam. Naja, nicht für jeden, denn dem Florian seine Pizza wurde einfach vergessen. In einer mitmenschlichen Aktion spontaner Selbstlosigkeit teilten aber einige Spieler ihre durchaus üppig belegten Teilfladen, so selbstverständlich auch ich. Und das brachte anscheinend viel positives Karma, denn ausnahmsweise gewann ich danach ein überaus knappes Match:
Ich durfte gegen Markus antreten. Dieser spielte, ebenso wie ich, mit SSU-Truppen und stellte davon eine ganze Menge auf – Inklusive einer mir bis dahin noch nicht begegneten Einheit: Dem SSU-Kampfheli, vollgepackt mit tödlichen Waffen gegen Bodentruppen. Hier ging es um das klassische Ausaktivieren und so hatte ich nur eine Chance, wenn ich möglichst schnell genug seiner Figuren zerstören würde. Darum bin ich, entgegen meines normalen Spielstils, offensiv vorgeprescht. Meine Armee hatte ich in 2 Hälften aufgeteilt: Über die linke Flanke gingen mein Flak-Panzer und „Winter Child“, über Rechts entlang einer Mauer jeweils 1 Läufer und 1 Infanterietrupp. Da die Mauer am äußersten Spielfeldrand stand, konnte so ein ganzer Trupp unbehelligt bis weit in die gegnerische Spielfeldhälfte vorpreschen, während sich der andere, auf der Innenseite der Mauer befindliche Trupp, in der Spielfeldmitte hinter Panzersperren verbarrikadierte.
Mein Flakpanzer überstand überraschenderweise ein hartes Trommelfeuer des gegnerischen Pak-Läufers lange genug, bis er den gegnerischen Kampfheli abschießen und den Pak-Läufer noch ein wenig verwunden konnte. Gleichzeitig kämpfte sich „Winter Child“ geschickt die Deckung ausnutzend vor und auf einen Schlag zwei Infanterietrupps (inklusive einem gefährlichen Mörserteam) sowie den angeschlagenen Pak-Läufer aus dem Spiel nehmen. Ab da hatte ich die zahlenmäßige Überlegenheit und konnte die verbliebenden Truppen von drei Seiten in die Zange nehmen. Letztendlich lief das Spiel aber über die Zeit und so konnte ich mit meinem noch halbwegs lebendigen „Winter Child“ und einem vollkommen intakten Pak-Infanterietrupp inkl. Kommissar mehr überlebende Punkte aufs Feld bringen als mein Kontrahent mit einem unversehrten Kampfläufer. Ein wirklich spannendes und sehenswertes Spiel!
Plan fehlgeschlagen
Vielleicht kennt jemand den Spruch „Jeder Plan überlebt nur bis zum ersten Feindkontakt“? Eigentlich sah es für mich nämlich richtig gut aus: Es ging gegen die Achsen-Truppen von Florian, das Spielfeld wurde über die lange Seite gespielt und ich würde so meinen Reichweiten-Vorteil ausspielen können. Deswegen hatte ich auch die gesamte Deckung soweit am Rand platziert, dass ich ein ideales freies Schussfeld haben würde. Außerdem hatte er nur einen Flieger, damit sollten meine 2 Flak-Einheiten doch eigentlich fertig werden?
Tja, aber ein freies Schussfeld bedeutet leider, dass auch der Gegner freies Schussfeld hat. Und so konnte er dank zahlenmäßiger Überlegenheit seinen Pak-Läufer nach mir aufstellen, schoss damit gnadenlos meinen Panzer zusammen, nutzte die Sonderfähigkeit der Kommandotruppen um den Pak-Läufer nochmal zu aktivieren und schon war es das mit meinem Flakpanzer, der eigentlich alleine über 50 % der Spielfeldfläche kontrollieren sollte … Der ganze schöne Plan dahin in weniger als einer Minute! In der ersten Runde! Ein sofortiger Konter meiner schweren Truppen (die beiden Läufer sowie „Winter Child“) über die linke Seite brachte leider auch nicht den gewünschten Erfolg: Er wurde durch feindlichen Mörserbeschuss ausgebremst. Im Gegenzug stürmten seine Kampfgorillas vor in das von meiner Infanterie besetzte Gebäude, wo ich es immerhin noch kurz vor Ende der Spielzeit schaffte unter horrenden Verlusten diesen Trupp kleinzukriegen.
Für die vierte Runde dann kassierte ich ein Freilos, daher bekam ich zwar 3 Siegpunkte „gratis“ gutgeschrieben, allerdings keine Zerstörungspunkte was sich im finalen Endranking dann als unschön herausstellte 😉
Immerhin hatte ich nun die Zeit um den Profis bei der Arbeit zuschauen: Thomas fegte wieder alles von der Platte, und auch mein Geheimfavorit Arnd kämpfte tapfer. Dieser, wenn es denn diese Kategorie gäbe, wäre nebenbei bemerkt auf diesem Turnier definitiv der Erstplatzierte bei einem „Best painted Army“-Wettbewerb geworden! Im Gesamtranking ging an mich dann der 7. Platz, was statistisch gesehen zwar eine Verbesserung gegenüber den vorherigen Turnieren darstellt, aber natürlich trotzdem nicht so der Knaller ist. Den ersten Platz erreichte natürlich wieder der amtierende und vermutlich ewige deutsche Meister Thomas mit 12 Siegpunkten – Er hatte jedes Spiel gewonnen und zwar jeweils in Rekordzeit! Unabhängig von der jeweiligen Platzierung waren aber alle Spieler mit dem Turnier sehr zufrieden und versprachen artig, beim nächsten Turnier wiederzukommen. Da dieses dann nach dem neuen, stark veränderten Regelwerk gespielt werden wird, werden dort die Karten neu gemischt und vielleicht kann ich dann höhere Platzierungen erreichen! Als Preise gab es übrigens die sehr beliebten Weltenschatz-Gutscheine sowie SSU-Pins und Zverograd-Postkarten.
Teil 2: Der Reisebericht
Donnerstag, 24. April
So, nun haben wir erstmal das Turnier abgehandelt und können uns der chronologischen Reihenfolge des verlängerten Wochenendes widmen, was ich bedenkenlos als „grandios-phänomenal-deftig“ bezeichnen kann! Hunderdorf, der Standort des Weltenschatz-Ladens, liegt von mir aus gut 3 Stunden Fahrzeit entfernt. Eine beachtliche Entfernung, und so boten mir Florentine und Bastian an dass ich ein verlängertes Wochenende bei ihnen verbringen dürfte. Da konnte ich natürlich nicht ablehnen 😉
Donnerstag ging es bereits los, direkt nach der Frühschicht ins fertig gepackte Auto gesprungen und losgefahren. Am frühen Abend war ich dann im ebenso idyllischen wie winzigem Örtchen Pürgl angekommen und wurde wie immer herzlich von der gesamten Familie Hlawatsch empfangen. Natürlich hatte ich ein paar Gastgeschenke mitgebracht: 10 Flaschen original fränkischen Bieres, leckere Garitzer Wurst (und so viel Werbung muss sein: Metzgerei Hirtle) sowie für den kleinen zweijährigen Benni ein Plüschschaf, was mir als Dank gleich 16 Bro-Fists hintereinander einbrachte und zweifelsohne einen neuen Rekord darstellt 🙂
Zur Feier des Tages kochte Bastian seine phantastische Bolognese-Sauce, um uns für den kommenden Spieleabend zu stärken. Denn es ging wieder in die urige Kneipe nahe Deggendorf, wo letztes Jahr das Dust-Turnier stattfand und jeden Donnerstag die Tabletop-Spieler einfallen. Während sich Florentine an ihrer neuen Leidenschaft „Infinity“ ausprobierte, schaute ich begeistert bei „Warhammer 40k“ zu. Eine 2000 Punkte-Schlacht zwischen dem „Dark Angels“-Orden und den Truppen des Chaos fesselte mich so sehr, dass ich am nächsten Tag im Weltenschatz-Laden gleich mal 1.500 Punkte Dark Angels mitnahm!
Freitag, 25. April
Mit bestem Wetter startete der Freitag auf spektakuläre Weise! Denn auf der Suche nach Dekoration für das morgige Turnier, klopften wir beim benachbarten Militaria-Händler an. Leider konnten wir zwar nicht – wie zuvor geplant – einen echten Panzer vor den Laden stellen. Aber immerhin durfte ich mal auf einem Schwimmpanzer rumklettern und einen Raketenwerfer anfummeln!
Da Bastian beruflich viel unterwegs ist, fuhr ich einfach mal bei ihm mit und wir unternahmen eine Tour durch die Oberpfalz. Eine wirklich schöne Landschaft, obwohl es mich erschrocken hat dass es in manchen Ortschaften wie Schwarzenfeld ein wenig wie im Osten nach der Wende aussieht. Hier bekam der kleine Soziologe in mir gleich die Folgen der Urbanisierung und Zentralisierung im ländlichen Raum am praktischen Beispiel demonstriert.
Dann führte uns die Reise nach Regensburg: Nach einem köstlichen Mittagessen bei Bastians Geheimtipp, einem preiswerten Chinesen in der Nähe des Schlosses, zogen wir durch die Innenstadt. Dabei ist Bastian ein echter Mittelalter-Kenner und konnte mir zahlreiche Fakten rund um die Geschichte der Stadt unterhaltsam aufbereiten. Außerdem unterhielt er mich mit zahlreichen Anekdoten von seinen LARP-Abenteuern, sodass die Zeit wie im Flug verging.
Abends saßen wir dann gemütlich im Spieleladen beim traditionellen „Turnier-Vorglühen“. Das ist die ideale Gelegenheit, bei einem Bierchen nicht nur seine Gegner, sondern auch noch neue Spiele kennen zu lernen. Dieses Mal spielten wir „Dungeon Fighter“, einer ebenso bockschweren wie witzigen Mischung aus Geschicklichkeitsspiel und Dungeon-Crawler. Liebe Leser, haltet die Augen auf, die nächste Rezension wird von diesem Spiel sein 🙂 Anschließend ging es noch in die Straubiger Innenstadt in einen unterirdischen Pub, wo wir uns verschiedenste Sorte angelsächsischen Bieres schmecken ließen.
Samstag, 26. April
Viel muss ich zu diesem Datum eigentlich nicht schreiben: Turnier rum, alle Teilnehmer glücklich. Mit einem köstlichen Tsingtao-Bier und kühlen Cocktails stießen Florentine, Bastian und ich danach auf den tollen Tag an in einem neu eröffneten China-Restaurant mit 3 sensationell riesigen Buffets, bei denen es solch exotischen Köstlichkeit wie Zebra und Krokodil gab. Danach waren wir aber noch gar nicht müde, also taten wir was alle Menschen mit eigenem Spieleladen machen: Wir gingen zurück in den Laden und ich spielte gegen Bastian eine Runde Krosmaster Arena, die ich dank unglaublichem Würfelglück auch fast / vielleicht / wahrscheinlich niemals gewonnen hätte 😉 Irgendwann nach Mitternacht waren wir dann wieder zurück in Pürgl und freuten uns auf den letzten Tag.
Sonntag, 27. April
Und schon ging mein Kurzurlaub dem Ende entgegen. Doch einen echten Knaller hatten Florentine und Bastian noch vorbereitet: Eine Fahrt durch den Bayrischen Wald nach Passau! Was soll ich sagen, eine wirklich tolle Landschaft gibt es da in Niederbayern! In Passau schließlich hatten wir das große Glück, dass wir mitten in einen traditionellen Umzug gerieten: Trachten-, Blasmusik- und Schützenvereine sowie Brauereiwagen aus der Region gaben sich die Ehre. Das war wirklich konzentrierte niederbayrische Kultur!
Da Florentine aus Passau kommt, konnte sie bei der anschließenden Stadtführung zudem zahlreiche interessante Informationen und witzige Anekdoten einfließen lassen. Außerdem gab es auch wieder tolle Geheimtipps, etwa einen unscheinbaren Laden wo es von echten Nonnen gebackene Schoko-Kekse!
Leider ging auch dieser Tag viel zu schnell rum, und so musste ich am Nachmittag Abschied nehmen und es bleibt mir neben schönen Erinnerungen nur die Vorfreude auf meinen nächsten Kurzurlaub in Pürgl.
Gleich Bestellen und nach Hause an den Spieltisch liefern lassen!
[…] die Verbreitung nicht nur in der deutschen Tabletop-Landschaft erheblich erhöht. Nachdem ich im April im Weltenschatz-Laden den „Abschied“ von der alten 1. Edition mit einem grandiosen Turnier feiern durfte, konnte ich […]